Das Mehrgenerationenhaus, in dem mehrere Generationen unter einem Dach leben und sich gegenseitig unterstützen, gibt es schon lange. Mehr noch, es ist auch bei uns in Deutschland, die lange Zeit vorherrschende Form des Wohnens. Heute, beim Wiederbeleben dieser Tradition, geht es oft nicht nur um eine Zweckgemeinschaft, sondern um eine Lebensform, die auch in sozialer Hinsicht die Lebensqualität aller Beteiligten verbessern soll. Informieren Sie sich darüber, was man unter einem Mehrgenerationenhaus versteht, was Sie bei einem Um- oder Ausbau eines Resthofs beachten sollten und welche Möglichkeiten der Förderungen es gibt.
Was ist ein Mehrgenerationenhaus?
Der Begriff „Mehrgenerationenhaus“ ist nicht geschützt. Er hat im Wesentlichen zwei Bedeutungen:
- Wohn- bzw. Hausgemeinschaft: Menschen unterschiedlicher Generationen leben zusammen. Es gibt Gemeinschaftsräume, die alle nutzen und separate Wohnbereiche, wo man sich in seine eigenen vier Wänden zurückziehen kann. Dabei muss es sich nicht um Menschen handeln, die miteinander verwandt sind. Oft handelt es sich um Mischformen.
- Offene Treffpunkte für mehrere Generationen: Es gibt verschiedene thematische Schwerpunkte für solche Treffpunkte, wo mehrere Generationen und unterschiedliche Kulturen zusammengebracht werden sollen, z. B. Organisation von Kinderbetreuung, Austausch über bestimmte, auch politische Themen, Organisation von Seniorentreffs. Meistens handelt es sich um Formen der Selbsthilfe oder ehrenamtlicher Tätigkeiten.
Es gibt auch Mischformen, z. B. Hausgemeinschaften, die zusammenleben und Dienstleistungen anbieten, z. B. Kinderbetreuung in Form einer Kinderkrippe. Allen Bedeutungen ist gemeinsam, dass sich junge und alte Menschen in existenziellen Belangen ihres Lebens unterstützen. Für ein Mehrgenerationenhaus braucht man in all diesen Fällen möglichst viel Platz. Deshalb eignen sich Resthöfe für Familien oder für gemischte Wohngemeinschaften genauso gut, wie für offene Treffpunkte, die ausreichend viel Platz für eine größere Anzahl von Menschen benötigen.
Mehrgenerationenhaus: Um- und Ausbau
Unabhängig davon, um welches Haus es sich dabei handelt – einen Resthof, einen Alt- oder Neubau, ein Reihen- oder Doppelhaus – Barrierefreiheit sollte bei einem Neu- oder Umbau an erster Stelle stehen! Das bedeutet, dass das Bad im Erdgeschoss rutschfest und rollstuhlgerecht sein soll. Der Einstieg in die Badewanne kann alten Menschen große Probleme bereiten. Deshalb sollte man das Bad durch einen Wannenlift erweitern oder die Wanne durch eine begehbare Dusche ersetzen. Auch der Eingang sollte stufenfrei sein, damit auch ein Kinderwagen nicht getragen werden muss.
Von einer Barrierefreiheit profitieren letztlich alle, die in einem Mehrgenerationenhaus zusammenleben. Alte Menschen bleiben lange selbstständig, Kinder können sich sicherer bewegen und Menschen mittleren Alters schonen ihren Rücken, da sie die zuerst Genannten nicht über die Hindernisse heben müssen. Wohngemeinschaften sollten ihren Lebensraum sehr gut planen, damit jeder die Möglichkeit bekommt, sich zurückziehen zu können. Die Privatsphäre ist in einer Wohngemeinschaft enorm wichtig. Daher ist es sinnvoll, separate Eingänge zu schaffen. Auch Mehrgenerationenhäuser, die ihren Schwerpunkt auf offene Tagestreffpunkte legen, müssen barrierefrei sein und über große Gemeinschaftsräume verfügen. Denn jeder Interessierte sollte die Möglichkeit haben, teilzunehmen.
Möglichkeiten der Förderungen
Man unterscheidet zwischen Förderungen für Tagestreffpunkte und Förderungen für barrierefreies Wohnen in einem Mehrgenerationenhaus, wobei das eine natürlich nicht das andere ausschließt.
Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser
Das Aktionsprogramm fördert Mehrgenerationenhäuser im Sinne offener und ehrenamtlicher Nachbarschaftstreffpunkte. 2006 wurde das Programm von Ursula von der Leyens initiiert. Seinen Ursprung hat es in Niedersachsen. Es sind Orte der offenen Begegnung und Orte, wo man sich gegenseitig hilft und unterstützt. Einrichtungen wurden auch finanziell gefördert, zwischen 10.000 und 40.000 Euro pro Jahr. Doch nach 5 Jahren sollte sich die Einrichtung selbst tragen. Im Jahr 2024 wurde der jährliche Höchstbetrag von 40.000 Euro auf 38.000 Euro abgesenkt: Bundesnetzwerk Mehrgenerationenhäuser. Träger einer solchen Einrichtung kann die Kommune, ein Sozialverband, Kirchengemeinde oder ein freier Träger sein.
Zuschüsse für barrierefreies Wohnen in einem Mehrgenerationenhaus
Für die Barrierefreiheit gibt es Zuschüsse und mehrere Förderprogramme.
- Wer einen Pflegegrad hat und z. B. nachträglich eine ebenerdige Dusche, Treppenlift oder Rampe einbauen lassen will, bekommt von der Pflegekasse bis zu 4.000 Euro. Leben mehrere pflegebedürftige Menschen zusammen, erhöht sich der Betrag auf jedoch höchstens 16.000 Euro.
- Auch die Krankenkassen finanzieren bestimmte Hilfsmittel, wenn es darum geht, den Wohnraum entsprechend der veränderten Bedürfnisse anzupassen. Ist z. B. ein Badewannenlift nötig oder Stützgriffe? Dann können sie vom Arzt verordnet werden. Warten Sie jedoch mit der Anschaffung, bis die Krankenkasse das Hilfsmittel bewilligt hat.
- Für behinderte Menschen gibt es die Möglichkeit, eine Eingliederungshilfe zu beantragen, damit sie sich in das gesellschaftliche Leben besser eingliedern können. Auch das können Zuschüsse für Rampen, behindertengerechte Bäder und Küchen sein (Stand 2024).
Fazit – Mehrgenerationenhaus für ein soziales Miteinander
Die Erfahrungen von Menschen, die in einem Mehrgenerationenhaus leben oder ein es als generationsübergreifenden Treffpunkt nutzen, sind überwiegend positiv. Alle daran Beteiligten lernen voneinander und unterstützen sich gegenseitig.
Die meisten sprechen von einer hohen Lebensqualität, die ein Mehrgenerationenhaus bietet, insbesondere die Wohn- und Lebensgemeinschaften. Auch die Kosten sind geringer, was nicht nur den Wohnraum betrifft, sondern auch gemeinsame Anschaffungen, wie Waschmaschine, Spülmaschine und den Einkauf von Lebensmitteln etc. Eine gute Planung ist wichtig, ebenso eine hohe Bereitschaft, miteinander zu reden. Denn Menschen haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen aneinander. Deshalb kann es öfter zu Konflikten kommen, die sich nur gemeinsam lösen lassen. Doch auch das gehört zu einem gemeinsamen Leben dazu und fördert die soziale Kompetenz aller.
Quellen:
- Text: Zusammenleben unter einem Dach – Vor- und Nachteile
- Bilder: © Foto von Deposito / Foto von Deposito